Taschengeld — "gratis", oder besser als Lohn?
Vor einiger Zeit stiess ich auf einen kurzen Beitrag zum Thema
Taschengeld, der einen interessanten Denkanstoss enthielt.
Allerdings weiss ich die Quelle nicht mehr.
Der Autor vertrat die Ansicht, Taschengeld sollte verdient und nicht
einfach gegeben werden, dh es sollte gemeinsam bestimmt werden, wofür ein
Kind das Taschengeld erhält, welches somit eine Art Lohn darstellt.
Es gibt einige Gründe dafür wie dagegen, die ich im folgenden auflisten
möchte.
Für Taschengeld als regelmässige Gabe ohne Gegenleistung sehe ich folgende
Argumente:
- Kinder sollten nicht von Anfang an dem Leistungsgedanken ausgesetzt sein.
- In einer Gemeinschaft müssen nicht alle Leistungen finanziell entgolten
werden; es gibt auch Freiwilligkeit und bedingungslose Werte, denn nur so
ist ein Zusammenleben ohne dauernde Hintergedanken auf Eigennutz möglich.
- Kinder für ihre Arbeiten zu entlohnen, stellt Kinderarbeit dar und ist
somit verwerflich.
Für ein Taschengeld mit Lohncharakter spricht meiner Ansicht nach folgendes:
- Der Hauptzweck des Geldes liegt darin, Handel zu ermöglichen,
dh Waren und Dienstleistungen auszutauschen. Seine Funktion kann am
besten gelernt werden, wenn man es als Gegenwert für eine Leistung erhält.
- "Geld aus dem Nichts" gibt es nur im Finanzkapitalismus, welcher
Wert aus dem Handel mit Geld schöpft, ohne wahren Wert zu erzeugen.
- Geld und somit auch Taschengeld sollte keine emotionalen Komponenten
aufweisen, sondern nur sachliche.
- Es spricht nichts dagegen, auch erfreuliche Tätigkeiten finanziell zu
entlöhnen: im Erwachsenenleben sollte die Arbeit ja ebenso Freude bereiten.
Spass machen muss sie jedoch nicht immer, denn Freude ist nicht gleich Spass.
- Kinder und Eltern sind nicht gleichberechtigt, denn Eltern haben sich für
ihre Kinder entschieden, nicht jedoch umgekehrt; somit ist das Argument
hinfällig, dass Eltern ihre familiären Tätigkeiten ja auch nicht bezahlt
bekommen.
- Taschengeld ohne Gegenleistung zu geben ist vergleichbar mit einer
Erbschaft: auch diese ist eine unverdiente Weitergabe von Vermögen, welche
Kinder vermögender Eltern bevorteilt.
- Kinder nicht für ihre kleinen Arbeiten zu entlöhnen, stellt Ausbeutung
dar und ist somit verwerflich.
Ich selbst bekam Taschengeld immer ohne Gegenleistung und glaube,
dennoch einen gesunden Umgang mit Geld gelernt zu haben.
Bis jetzt kann ich mich nicht für eine der beiden Alternativen entscheiden.
Gibt es vielleicht noch weitere?
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